Über 500 Pensionskassen mit mehr als 4,3 Millionen Versicherten und einem Anlagevermögen von über 850 Milliarden Franken nahmen an der Pensionskassenstudie 2025 von Swisscanto teil. «Ich garantiere Ihnen auch dieses Jahr spannende Ergebnisse», begrüsste Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank, die über 150 Teilnehmenden am 28. Mai 2025 im AURA in Zürich.
Grosse Unterschiede bei der Performance
Im vergangenen Jahr erzielten die Pensionskassen eine durchschnittliche Rendite von 7,6%, der drittbeste Wert in den letzten 10 Jahren. Dabei gibt es grosse Unterschiede zwischen den 10% der Pensionskassen mit der besten und den 10% der Kassen mit der schwächsten Rendite. Die Top-Performer erzielten im letzten Jahr eine Anlagerendite von 10,8%, die Low-Performer 4,8%. Woher dieser Unterschied? Deplazes erklärte: «Diese Kassen haben eine unterschiedliche Asset-Allokation.» Die Top-Performer setzen vermehrt auf alternative Anlagen sowie Immobilien und weniger stark auf Obligationen. «Das zeigt, wie sensitiv die 2. Säule auf die Vermögensbewirtschaftung reagiert», betonte Deplazes. «Es ist die entscheidende Grösse, wenn es darum geht, die Fitness der Pensionskassen zu beurteilen.»
Risikofähigkeit nicht gleich Top-Performance
Performen jene Pensionskassen gut, die eine hohe Risikofähigkeit haben? «Nicht unbedingt», bilanziert Deplazes. «Aber die Top-Performer haben höhere Sollrenditen als die Low-Performer.» Das heisst, die erfolgreichen Kassen setzen sich ganz einfach höhere Ziele als die weniger gut performenden. «Hier stellt sich die Frage, ob die Pensionskassen ambitioniert genug sind. Setzen sie sich genügend hohe Ziele?» Deplazes spann den Gedanken weiter: Kassen mit einer höheren Performance können Altersguthaben für die Versicherten auch höher verzinsen. Sein Fazit lautet: «Wir müssen uns bewusst sein, dass wir über die Asset-Allokation die Möglichkeit haben, höhere Renditen zu erzielen.»
Gute Neuigkeiten und grosse Streuung auf Leistungsseite
Wie haben die Versicherten von den Leistungen profitiert? Darüber sprach Heini Dändliker, Leiter Key Account Management und Markt Schweiz der Zürcher Kantonalbank. Der Deckungsgrad der privatrechtlichen Kassen lag 2024 bei 117%, bei den öffentlich-rechtlichen Kassen mit Vollkapitalisierung bei 111,7% und der Umwandlungssatz im Schnitt bei 5,3%. «Die Richtung stimmt», fasste Dändliker zusammen. Über die letzten 25 Jahre erzielten die Pensionskassen eine durchschnittliche Realverzinsung von 2,2%. «Das ist die Bestätigung, dass das Vorsorgesystem auch einen Inflationsschutz bietet», so Dändliker. 2024 lag die Verzinsung durchschnittlich bei guten 4% – mit sehr grossen Unterschieden zwischen den Kassen. Die 10% der Kassen mit der höchsten Verzinsung gewährten durchschnittlich 8,25%. Diejenigen mit der tiefsten Verzinsung hingegen lediglich 1,75% – einen fünfmal tieferen Satz. «Das sind schon bemerkenswerte Unterschiede», betonte Dändliker.
Rente sinkend, Kapitalbezug steigend
Für viele Schweizerinnen und Schweizer macht das Altersguthaben ihrer Pensionskasse den grössten Anteil ihres Vermögens aus. Während dieses früher vorwiegend als Rente bezogen wurde, gibt es heute einen Trend zum Kapitalbezug. Im letzten Jahr bezogen die Neurentnerinnen und Neurentner 54% der Vorsorgegelder als Rente und 46% als Kapital. Lediglich noch 39% der Neurentner entscheiden sich ausschliesslich für eine Rente. «Der Umwandlungssatz ist bei diesem Entscheid nicht zentral», erklärt Heini Dändliker. Vielmehr sind es individuelle Gründe wie die Finanzkompetenz, Risikoabwägungen, die Gesundheitssituation oder finanzielle Flexibilität.
Trump und die Pensionskassen
Auf dem Podium diskutierten Studienleiterin Francesca Pitsch, Roger Baumann von der Schweizerischen Kammer der Pensionskassen-Experten und Christoph Ryter, Geschäftsleiter der Migros-Pensionskasse.
Auf die Frage von Moderator Martin Spieler, welche Folgen die Turbulenzen an den Aktienmärkten für die Pensionskassen hatten, erklärte Christoph Ryter: «Eine Pensionskasse legt sich alle drei bis fünf Jahre eine Strategie zurecht und folgt dieser. Langfristig ist es besser für eine Pensionskasse, wenn sie daran festhält, auch wenn es zwischenzeitlich etwas rumpelt.» Genau für solche Fälle würden die Pensionskassen auch Schwankungsreserven bilden, ergänzte Francesca Pitsch. «Die Kassen sind mit einem Polster ins laufende Jahr gestartet.» Vom Rückgang Anfang April hätten sich die Kassen schnell wieder erholt.
Warum Risikofähigkeit relativ ist
Die grosse Differenz bei der Performance der Vermögensanlagen war ebenfalls Thema der Podiumsdiskussion. Laut der aktuellen Pensionskassenstudie von Swisscanto ist die Risikofähigkeit der einzelnen Kassen allerdings nicht das Hauptargument für die Unterschiede. Vielmehr spielen andere Faktoren eine wichtige Rolle – beispielsweise der Stiftungsrat, der die Asset-Allokation definiert. «Dieser ist für die Strategie verantwortlich – und muss nachts auch gut schlafen können», so Christoph Ryter. Weiter wies er auf den zunehmenden Konzentrationsprozess im Pensionskassenmarkt hin, weshalb es tendenziell mehr grosse Kassen gebe, die wiederum etwas risikofreudiger investieren würden.
Francesca Pitsch stellte die Frage in den Raum, ob die Professionalisierung der Stiftungsräte ein Ansatzpunkt wäre. «Angesichts der hohen Komplexität, die das System inzwischen angenommen hat, könnten Fachkräfte im Stiftungsrat eine Unterstützung bieten.» Christoph Ryter gab zu bedenken, dass ein Stiftungsrat viele Experten beiziehen kann. Roger Baumann fügte an, dass die Risikofreude auch kulturell bedingt sei. In der Schweiz sei es üblich, dass man als Pensionskasse rund 35% Aktien im Portfolio habe. In den USA würden die Kassen deutlich höhere Risiken eingehen – in Deutschland viel tiefere.
«Wie sehen Sie die Tendenz in Richtung Kapitalbezug bei den Rentnerinnen und Rentnern?», fragte Spieler. «Ich deute das als eher schlechtes Zeichen für unsere Branche», sagte Roger Baumann. «Es zeigt, dass viele Menschen glauben, dass sie das Geld besser verwalten können als die Pensionskasse.» Dem entgegnete Christoph Ryter: «Ziel der Pensionskasse ist nicht, ein Kapital auszuzahlen, sondern den gewohnten Lebensstandard durch Ausrichten von Ersatzeinkommen, also Pensionen, zu gewährleisten.»
Iwan Deplazes schloss die Jubiläumspräsentation mit einer kurzen Schaltung zur Ergebnispräsentation der Studie in Lausanne – und einem herzlichen Dank an die Pensionskassen-Vertreter für die regelmässige Teilnahme an der Studie.