Turbulenzen aushalten und Junge mobilisieren: Die Vorsorge muss jetzt alle bewegen.

Bericht zu den Anlegerversammlungen der Swisscanto Anlagestiftungen

Der Versammlungsort hätte kaum passender sein können: Die Terrasse des Zuger Casinos erlaubte den Weitblick über See und Berge, während im Saal des Theater Casinos Tradition und Werte spürbar waren. An der 46. Anlegerversammlung der Swisscanto Anlagestiftung und der 13. Anlegerversammlung der Swisscanto Anlagestiftung Avant wurden spannende Fachvorträge sowie eine lebhafte Diskussion geboten – und zur Überraschung sogar Alphornklänge, mit denen sich ein scheidendes Stiftungsratsmitglied verabschiedete.

Dr. Thomas Vock, Stiftungsratspräsident und Leiter Asset Management Berner Kantonalbank, begrüsst die Gäste

Stiftungsratspräsident Dr. Thomas Vock hiess die Gäste willkommen und übergab das Wort an Pascal Niquille, CEO der Zuger Kantonalbank, der als Grusswort an die Versammlung einen vielfältigen Einblick in den geografisch zwar kleinen, als Wirtschaftsstandort jedoch bedeutenden Kanton Zug bot.

Sonja Spichtig, Geschäftsführerin der Swisscanto Anlagestiftungen, vermittelte einen Überblick über das vergangene Geschäftsjahr, das – wie sie sich ausdrückte – «es in sich hatte»: Die erste Jahreshälfte sorgte für Turbulenzen, während die zweite wieder Entspannung brachte. Die Swisscanto Anlagestiftungen verwalteten per 30. Juni 2019 ein Anlagevermögen in der Höhe von 17.6 Mrd. CHF und sind mit einem Marktanteil von 13% auf Basis des Nettovermögens die viertgrösste unter den KGAST-Anlagestiftungen.

Sonja Spichtig, Geschäftsführerin der Swisscanto Anlagestiftungen, vermittelte einen Überblick über das vergangene Geschäftsjahr.

Die Traktanden wurden nahezu einstimmig angenommen. Die beiden Stiftungsräte Ueli Manser und Mireille Seidler Rugel traten zurück. Mit Pia Burch, Geschäftsführerin der Pensionskassen Sika und Wohlfahrtsstiftung der Sika, wurde eine ausgewiesene Vorsorgeexpertin neu in den Stiftungsrat gewählt. Nach rund 50 Minuten beendete der Stiftungsratspräsident die beiden Anlegerversammlungen mit einem herzlichen Dank an alle Anwesenden.

Es folgte der Market Outlook, vorgetragen von Stefano Zoffoli, Anlagestratege und Leiter Multi-Asset Portfolio der Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank.

Stefano Zoffoli, Anlagestratege und Leiter Multi-Asset Portfolio der Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank.

«Play it again, Jay» – mit dieser Anlehnung an den Film «Casablanca» erklärte Stefano Zoffoli die gegenwärtigen Anliegen an die Zentralbanken, die «immer das gleiche Lied spielen» sollen. Namentlich Jerome «Jay» Powell der FED solle die Zinskarte ausspielen und so nicht nur, aber insbesondere den globalen Industriesektor stützen, der seit 18 Monaten angeschlagen sei. Der nachgelagerte Dienstleistungssektor ist vorerst noch stark und bedeutend genug, um sich dagegenzustemmen, meinte Stefano Zoffoli. Negative Trends seien aber der international zunehmende Protektionismus, die abnehmende politische Stabilität in bisher als stabil geltenden Ländern wie etwa Deutschland sowie staatliche Massnahmen, die immer populistischer würden. «Die neuen Regierungen werden öfter unkonventionelle wirtschaftspolitische Massnahmen beschliessen – eher Mini-Lösungen für einzelne Teilbereiche.» In vielen aktuellen Medienberichten herrscht jedoch zu viel Pessimismus, beruhigte Stefano Zoffoli. Eine Konjunkturabschwächung sei zwar zu erwarten, eine Rezession drohe jedoch nicht.

Nachdrücklich widerlegte der Anlagestratege das hartnäckige Vorurteil, Aktien seien heute zu teuer. Einerseits seien die heutigen Höchstwerte aktuell nur knapp über den Ständen von vor zwei Jahren. Andererseits seien Aktien nicht wesentlich teurer als im Durchschnitt der letzten 30 Jahre.

Gastreferent Yannick Blättler, der 26-jährige Gründer und Inhaber der Firma NEOVISO GmbH.

«Was bewegt die Generation Z?» Diese Frage wusste Gastreferent Yannick Blättler, der 26-jährige Gründer und Inhaber der Firma NEOVISO GmbH, ebenso faktenreich wie unterhaltsam zu beantworten. Videostatements von 14- bis 24-jährigen Vertretern der Generation Z zeigten eindrücklich: Es ist nicht die Altersvorsorge, die sie bewegt.

Bei vielen jungen Menschen sei die Frage, ob das Geld noch bis zum Wochenende reiche, dringender als Gedanken über die finanzielle Situation im Alter. Umfragen von NEOVISO zeigten allerdings: Einige der Themen, die die Generation Z heute bewegen, weisen durchaus einen weiten, wenn nicht sogar sehr weiten Zeithorizont auf: der Klimawandel etwa oder die Frage nach der eigenen Rolle in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung.

Die Gretchenfrage sei also, wie es gelingen könne, die Aufmerksamkeit der Jugendlichen für das Thema Altersvorsorge zu gewinnen. «Versteht die Generation Z, was Sie machen?», fragte Yannick Blättler provokativ in den Saal. Es genüge nicht, gedruckte Broschüren abzugeben oder informative Webseiten zu gestalten – damit erreiche niemand mehr die Generation Z. «Sie müssen sie dort abholen, wo sie sich aufhalten: in ihren Kanälen, also YouTube, Instagram, TikTok oder Snapchat.»

Yannick Blätter, Sonja Spichtig und Hanspeter Konrad (v.l.n.r.) bei der Podiumsdiskussion.

Auf dem «heissen Stuhl» zeigten sich die Vertreter der älteren Generation angesichts des jugendlichen Desinteresses an Vorsorgethemen erst einmal ernüchtert. «Wenn man unser 3-Säulen-Prinzip weiterführen will, müssen wir die Jugend dafür sensibilisieren», konstatierte Hanspeter Konrad, Direktor des Schweizerischen Pensionskassenverbandes ASIP. «Vor allem müssen wir es vor der nächsten Abstimmung besser machen.» Sonja Spichtig forderte einmal mehr, Vorsorgethemen in die Schulen zu bringen – ganz nach dem Beispiel des bereits bestehenden Lehr- und Lernangebots «FinanceMission». «Unbedingt in leicht verdaubaren Happen – sogenanntem ‹snackable content› – aus der Perspektive der Jugendlichen und auf Augenhöhe», bestätigte Yannick Blättler. Worauf Sonja Spichtig die Gunst der Stunde nutzte, um Hanspeter Konrad und Yannick Blättler für eine konkrete gemeinsame Aktion zu gewinnen, die dieses Ziel verfolgt: «Helfen wir der Generation Z dabei, Altersvorsorge-Kompetenz zu entwickeln.»

Was daraus wird, werden die Teilnehmenden in einem Jahr erfahren. Die Anlegerversammlungen 2020 finden am 23. Oktober in Zürich statt.

Als Überraschung verabschiedete sich der scheidende Stiftungsrat Ueli Manser mit Alphornklängen während des Apéros.

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