Pensionskassenstudie 2022: So hohe Renditen wie schon lange nicht mehr

Die Reserven sind geäufnet, die Umwandlungssätze gesenkt: Die Swisscanto Pensionskassenstudie zeigt ein erfreuliches Bild der beruflichen Vorsorge. Fachleute gaben Tipps, wie die Kassen sicher in die Zukunft steuern. 

2021 war für die Pensionskassen ein Jahr zum Einrahmen: Sie erwirtschafteten eine Rendite von durchschnittlich 8,4% – weit über dem 10-Jahres-Schnitt von 5,4%. Das war eine von vielen erfreulichen Neuigkeiten, die Dr. Stephanino Isele, Mitglied der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank, den rund 300 anwesenden Fachleuten mitteilte. Er referierte am 8. Juni im Messezentrum Zürich über die Resultate der neuesten Swisscanto Pensionskassenstudie, an der 475 Vorsorgeeinrichtungen teilgenommen hatten. Diese repräsentieren rund zwei Drittel der Versicherten in der Schweiz. 

Dr. Stephanino Isele, Mitglied der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank, zeigte sich erfreut über die Resultate der Pensionskassenstudie.

Kassen haben sich fit gemacht

Eine so erfreuliche Performance sei nicht selbstverständlich in einem Nullzins-Umfeld und bei steigender Lebenserwartung, sagte Dr. Stephanino Isele. Er wand den Pensionskassen ein Kränzlein. Sie hätten die komfortable Situation genutzt: «Durch die hohen Renditen konnten sich die Kassen fit machen für die Zukunft.» Dies taten sie im Wesentlichen, indem sie an fünf Schrauben drehten: Sie passten die Verzinsung der Altersguthaben an, äufneten ihre Wertschwankungsreserven, verfeinerten ihre Prognosen für die zugrundeliegende Lebenserwartung sowie den Umwandlungssatz und passten die Sätze zur Verzinsung der Rentnerkapitalien an.  

Der Leiter Key Account Management der Zürcher Kantonalbank, Heini Dändliker, betonte, dass die Umverteilung von aktiven Zahlern zu Rentnern gestoppt werden konnte.

Umverteilung von den Aktiven zu den Rentnern gestoppt

Die hohen Renditen liessen auch das Polster der Kassen wachsen, auf einen Deckungsgrad von durchschnittlich 122,1%. Die Reserven verschafften mehr Handlungsspielraum bei der Verzinsung der Altersguthaben der aktiv Versicherten. «Das sind gute Nachrichten», sagte Heini Dändliker, Leiter Key Account Management bei der Zürcher Kantonalbank. Er erklärte: «So konnte die Umverteilung von den Aktiven zu den Rentnern gestoppt werden.»

Trend weg von Obligationen

Moderator Martin Spieler sprach rückblickend von einem Traumjahr für die Pensionskassen. Dagegen wirke die aktuelle Situation wie ein Albtraum. «Wie wirken sich die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Krisen auf die Pensionskassen aus?», wollte er wissen. Iwan Deplazes, Leiter Asset Management bei der Zürcher Kantonalbank, beruhigte: «Die Pensionskassen sind gewappnet für Situationen, wie wir sie jetzt erleben.» Sie hätten aus der Vergangenheit gelernt und ihren Anteil an Obligationen zurückgefahren. Dementsprechend hoch war der Anteil der Aktien in den Portfolios: Er erreichte rekordhohe 33,7%.  

Knackpunkt Anlagemix

So gut die Gesamtperformance der Kassen war: Die Unterschiede sind gross. Die Pensionskasse mit der niedrigsten Rendite verzeichnete gerade mal 1,3% Ertrag, bei der erfolgreichsten Kasse waren es 16% – über zehn Mal mehr. Iwan Deplazes erklärte: «Tendenziell performten grössere Kassen besser als kleine.» Doch auch die Branche und die Vermögensallokation beeinflussten den Erfolg. «Ich staune, wie wenig in Bundesbern über die Anlagerendite geredet wird», sagte Iwan Deplazes. Die Rendite, der «dritter Beitragszahler», sei das Lebenselixier der Kassen.  

Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank, unterstrich, wie wichtig eine gute Vermögensallokation für die Kassen ist.

BVG-Reform: bei vielen Kassen schon Realität

Überraschendes förderte die Studie zum Thema Koordinationsabzug zutage: Dieser ist derzeit auf CHF 25’095.– festgelegt. Das bedeutet, dass Arbeitnehmer nur denjenigen Lohnanteil bei der Pensionskasse versichern können, der sich aus dem Bruttojahreslohn abzüglich des Koordinationsabzugs ergibt. Das benachteiligt Geringverdiener und Teilzeitarbeitende – oft Frauen. Die Studie zeigt: 86% der befragten Einrichtungen sind heute bereits flexibler als vorgeschrieben: Sie gewichten den Koordinationsabzug nach Arbeitspensum, bieten einen variablen lohnabhängigen Abzug an oder verzichten ganz darauf. «Die meisten Pensionskassen sind der Politik weit voraus», fasste Heini Dändliker von der Zürcher Kantonalbank zusammen. Auch bei der Eintrittsschwelle sind die Kassen flexibler als das Gesetz dies vorschreibt. Derzeit liegt die Schwelle bei CHF 21’510.. Wer weniger verdient, muss damit rechnen, dass ihn eine Pensionskasse nicht versichert. Doch auch hier gewährt ein Viertel der Kassen bereits Arbeitnehmern mit tieferen Löhnen Zugang zur beruflichen Vorsorge. 

Doris Bianchi (Publica), Sergio Bortolin (Asga Pensionskasse), Diskussionsleiter Martin Spieler und Iwan Deplazes von der Zürcher Kantonalbank (v.l.n.r.) bei der Podiumsdiskussion.

Versicherte sollen von Gewinn profitieren

Bei der folgenden Podiumsdiskussion wollte Martin Spieler wissen, ob die guten Renditen denn nun zu steigenden Renten führen. Doris Bianchi von der bundeseigenen Pensionskasse Publica dämpfte die Erwartungen: «Erhöhungen laufender Renten sind momentan kein Thema.» Die Publica versuche aber, an der Verzinsungsfront «einen Schritt vorwärtszumachen» und den aktiv Versicherten höhere Verzinsungen anzubieten. Sergio Bortolin vertrat die Asga Pensionskasse, eine Gemeinschafts-Vorsorgeeinrichtung für KMU. Er sprach sich ebenfalls gegen eine Erhöhung der Renten aus. Er sieht eine andere Möglichkeit, Gewinne der Aktienmärkte weiterzugeben, etwa mit einer 13. Rente. Schliesslich fragte Martin Spieler, wie sich die Pensionskassen vor einer Inflation schützen können. Iwan Deplazes redete Klartext: «Sie müssen ihre Anlagestrategien überprüfen.» Konkret sollen sie ihr Anlagewissen ausbauen und die Anlagen diversifizieren. Deplazes appellierte an die Kassen, Polster und Risikofähigkeit gezielt auszunutzen. Denn: «Ein nicht eingegangenes Risiko ist auch ein Risiko.»

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