Im schwierigen Umfeld Wachstum erzielen und Hochleistungsteams führen

Bericht über die Anlegerversammlungen der Swisscanto Anlagestiftungen.

Unter dem imposanten Dach des KKL, mit Blick auf See und Stadt, fanden in Luzern die 48. Anlegerversammlung der Swisscanto Anlagestiftung und die 15. Anlegerversammlung der Swisscanto Anlagestiftung Avant statt. Sie boten spannende Fachvorträge und einen Blick hinter die Kulissen des Spitzenfussballs, mit überraschenden Parallelen zur Wirtschaftswelt.

Stiftungsratspräsident Davide Pezzetta begrüsst die Gäste im KKL Luzern.

Stiftungsratspräsident Davide Pezzetta hiess die Gäste willkommen und übergab das Wort an Leo Grüter, Mitglied der Geschäftsleitung der Luzerner Kantonalbank, der den Anwesenden den Kanton Luzern jenseits von Touristenattraktionen näherbrachte. «Ein Wirtschaftszentrum geprägt von vielen gesunden KMUs.» Der gebürtige Willisauer erklärte zur Erheiterung der Anwesenden auch die richtige Technik beim Verzehr der berühmten Willisauer-Ringli: «Falsch, wenn es knirscht.»

Leo Grüter, Mitglied der Geschäftsleitung der Luzerner Kantonalbank, erklärt zur Erheiterung der Anwesenden die richtige Technik beim Verzehr der berühmten Willisauer-Ringli.

Sonja Spichtig, Geschäftsführerin der Swisscanto Anlagestiftungen, berichtete über das von der Corona-Pandemie geprägte Geschäftsjahr, in dem sich die Finanzmärkte deutlich dynamischer als die Realwirtschaft entwickelten. Die Swisscanto Anlagestiftungen verwalteten per 30. Juni 2021 ein Anlagevermögen in der Höhe von 19.6 Mrd. CHF und konnten damit selbst im schwierigen Umfeld wiederum zulegen.

Alle Traktanden der Anlegerversammlungen wurden nahezu einstimmig angenommen. Die drei bisherigen Stiftungsräte Davide Pezzetta, Dr. Stephanino Isele und Thomas Keller wurden für weitere vier Amtsjahre wiedergewählt, ebenso wie die Revisionsstelle KPMG. Es folgte der traditionelle Market Outlook, vorgetragen von Stefano Zoffoli, Anlagestratege und Leiter Multi-Asset Portfolio der Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank.

«Every spread you’ll take, I’ll be watching you!» Mit diesem abgeänderten Zitat eines bekannten Popsongs fasste Zoffoli treffend zusammen, was die Arbeit am Anlegermarkt gegenwärtig ausmache: «Feinarbeit mit der Lupe, um Renditen zu finden.» Der Höhepunkt der Wirtschaftserholung sei erreicht und mit einer Verlangsamung der Konjunktur zu rechnen. Zoffoli zeigte unter anderem auf, dass der US-Arbeitsmarkt vor Covid noch 150 Millionen Arbeitnehmer gezählt hatte und jetzt bei 140 Millionen liege. «Es wären Wachstumszahlen von 1 Million pro Monat nötig, um innerhalb eines Jahres ungefähr den Stand vor der Pandemie zu erreichen – ein sehr ehrgeiziges Ziel.» Während Optimisten zwar eine Welle des Aufschwungs erwarteten – teils begründet aus Investitionen in die Infrastruktur, teils wegen Massnahmen für den Klimaschutz –, führten Realisten die abnehmende Globalisierung und die Position Chinas ins Feld, die sich nicht mehr zur Konjunkturlokomotive eigne. «Weiter im Schneckentempo», befürchtet Zoffoli, «immerhin mit moderatem Wachstum.» Die Inflation mache vor allem im angelsächsischen Raum und in der Eurozone Sorgen, jedoch kaum in der Schweiz oder in Japan. Überhaupt zeige sich Japan bei Staatsanleihen wieder einmal als «Fels in der Brandung, da sich dort generell wenig bewegt, weder nach oben noch nach unten.» China ebenso wie die Emerging Markets betrachtet Zoffoli dagegen mit Vorsicht. Seine Empfehlung: «Bei Staatsanleihen inflationsgeschützte Produkte kaufen und auf lange Laufzeiten achten», da zu erwarten sei, dass die grosszügige Geldpolitik im angelsächsischen Raum langsam abgebaut werde. Dies würde kurzfristig zwar negative, langfristig aber positive Auswirkungen haben. Er und sein Team seien generell «bis Ende Jahr defensiv positioniert.»

Stefano Zoffoli, Anlagestratege und Leiter Multi-Asset Portfolio der Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank gibt Einblicke in seinen Market Outlook.

«Wie führen wir Hochleistungsteams?» Für die Beantwortung dieser Frage führte Dr. Bernhard Heusler, ehemaliger Wirtschaftsanwalt, Ehrenpräsident FC Basel und seit 2018 Partner der Beratungsagentur HEUSLER WERTHMÜLLER HEITZ, Basel, die Anwesenden im zweiten Teil des Anlasses hinter die Kulissen des Spitzenfussballs. Dort deckte er ebenso eindrückliche wie unterhaltsame Parallelen zur Wirtschaftswelt auf: «Die Fussballwelt als Teil des globalen Entertainment-Business ist wenig romantisch», erklärte er. «Letztlich geht es auch hier darum, mit und aus den vorhandenen Ressourcen das Maximum herauszuholen.» Packende Videos und Bilder begleiteten Heuslers 10 Learnings, die dem Motto folgten: «In der Führung geht es nicht darum, der Beste zu sein. In der Führung geht es darum, gemeinsam besser zu werden.»

«Am Fussball lieben wir das Unberechenbare und Unkontrollierbare des Spiels und im Unternehmen hassen wir es», fasste Heusler die Ambivalenz zusammen, die aus der Kombination aus Spiel und Gewinnverpflichtung entstehen. Wie sind Teams in einem Umfeld zu führen, in dem «Hysterie der Normalfall» ist? An einheitliche, immer geltende Führungstheorien glaubt Heusler nicht. Führung sei auch weder Privileg noch Verdienst, sondern «eine tägliche, persönliche Aufgabe und Herausforderung. Das ist der Preis der Rolle, die man gewählt hat.» Mit zu dieser Rolle gehöre es allerdings auch, diejenigen zu ertragen, die keine Verantwortung tragen. Oftmals gefielen diese sich in der Rolle der «Experten danach», die aus bequemer Position alles beobachteten, beurteilten und verurteilten. Gerade diesen «Helden der dritten Halbzeit» hätte Heusler sich manchmal gerne entzogen, bekannte er, doch: «Wer Macht hat, hat automatisch Rechenschaftspflicht und wird gerade dafür letztlich auch entsprechend honoriert.»

Dr. Bernhard Heusler, ehemaliger Wirtschaftsanwalt, Ehrenpräsident FC Basel und seit 2018 Partner der Beratungsagentur HEUSLER WERTHMÜLLER HEITZ in Basel, führt die Gäste hinter die Kulissen des Spitzenfussballs.

Seine oft kritisierte Stärke sei seine Dialogbereitschaft gewesen, erklärte Heusler. «Sich aktiv mit Andersdenkenden auseinandersetzen muss jedoch nicht heissen, die Front zu wechseln. Im Dialog können Chancen wahrgenommen werden, beispielsweise, Einzelereignisse mit hohem Potenzial zu Imageschaden zu antizipieren oder sogar zu verhindern.» Zuckerbrot und Peitsche – aus dem Helikopter verabreicht – funktioniere in einem Hochleistungsumfeld nicht, war der ehemalige Clubpräsident überzeugt, sondern Nähe und Kontinuität. «Grundvertrauen ins Team ist das Fundament der individuellen und kollektiven Leistungsoptimierung.» Dafür genüge es nicht, Anfang Jahr den Termin fürs Weihnachtsessen festzusetzen und sich bis dahin tunlichst aus dem Weg zu gehen. Besser sei es, sich gemeinsam über jedes Tor zu freuen – etwa bei einem Feierabendbier. Es sei richtig, dass die Spieler auf dem Platz schon das erste Goal in der fünften Minute ausgelassen feierten, obwohl sie noch nicht wüssten, wie das weitere Spiel verlaufen werde. Denn: «Was ist eigentlich der Sinn des Fussballs? Titel, Erfolge, Geld?», fragte Heusler in die Runde, um die Frage dann selbst zu beantworten: «Freude!»

Sichtlich heiter gestimmt und inspiriert begab sich das Publikum zum Mittagessen, um die Gelegenheit zu nutzen, sich «endlich wieder persönlich auszutauschen», wie Sonja Spichtig am Anfang der Veranstaltung schon erfreut konstatiert hatte.

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