«Ich bin stolz, bei der Rega arbeiten zu dürfen.»

Es gibt wohl kaum ein Unternehmen, das so sehr für die Schweiz steht und einen so guten Ruf innehat wie die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega. Die gemeinnützige, private Stiftung ist damit ein beliebter Arbeitgeber. Roger Mohr ist Geschäftsführer der Personalvorsorgestiftung und des Wohlfahrtsfonds sowie als Betriebswirtschafter für die Rega tätig. Wir sprechen mit ihm über die Besonderheiten der Rega-Pensionskasse und deren Anlagestrategie sowie über seine private Freizeitgestaltung.

Herr Mohr, sind Sie schon einmal mit zu einem Einsatz geflogen? Oder ziehen Sie als Pensionskassenleiter festen Boden unter den Füssen vor?

Als ich vor zehn Jahren bei der Rega angefangen habe, durfte ich 24 Stunden auf der Rega-Basis in Basel verbringen und drei Einsätze hautnah miterleben. Der eindrücklichste war jener am Titisee, bei dem wir unter schwierigen Wetterverhältnissen fliegen mussten. Besonders fasziniert hat mich die Zusammenarbeit der Crew.

Was haben Sie von diesem Einsatz mit ins Büro genommen?

Dieses Erlebnis hat meine Identifikation mit dem Unternehmen gesteigert und mein Verständnis für die Aufgaben der Crew-Mitglieder erhöht. Das kommt mir in meiner täglichen Arbeit zugute.

Sonja Spichtig im Gespräch mit Roger Mohr. Beim Kauf der neuen Ambulanz-Jets leitete er die Preisverhandlungen.

Inwiefern unterscheidet sich Ihre Pensionskasse gegenüber der eines industriellen Unternehmens?

Beispielsweise durch das frühere Rücktrittsalter unserer Crew-Mitglieder: Bei Piloten liegt dieses bei 60 Jahren. Unser Durchschnittsalter im Rentnerbestand ist dadurch mit 68 Jahren relativ niedrig. Teilzeitbeschäftigte sind bei uns voll versichert. Die gute Pensionskasse ist ein wesentlicher Bestandteil des Lohnpakets, denn es gibt keine variablen Vergütungen. Alle haben den gleichen Sparbeitragssatz – über alle Altersgruppen hinweg. Wir sind ein soziales Unternehmen und bieten vorbildliche Sozialleistungen.

Was bedeutet das frühe Rentenalter für die Struktur Ihrer Pensionskasse?

Mit 400 Aktiven zu 105 Rentnern haben wir ein sehr gesundes Verhältnis. Darüber bin ich auch sehr froh.

Wie sind Sie eigentlich zur Rega gekommen?

Das Inserat war im «Alpha»- Stellenanzeiger ausgeschrieben und ich habe mich spontan beworben. Nach meinem Masterstudium in Finance & Accounting habe ich bei der Sparkasse Schwyz als Leiter Marketing und Kommunikation gearbeitet und war für Spezialprojekte zuständig. Unter anderem durfte ich eine unabhängige Vermögensverwaltung akquirieren und integrieren. Dank dieser Erfahrungen konnte ich mich gegen über 200 Bewerber für die Stelle als Geschäftsführer durchsetzen.

Jetzt sind Sie seit zehn Jahren da. Wie muss man sich einen typischen Arbeitstag von Ihnen vorstellen?

Meine Hauptaufgabe liegt im Investment Controlling der verschiedenen Portfolios sowie in der Erarbeitung und der Überprüfung der Anlagestrategien, abgestimmt auf deren Anlageziel und Verpflichtungen. Das heisst, ich kontrolliere die Börsentransaktionen der Vermögensanlagen, prüfe die Liquidität und analysiere die Marktsituation (taktische Entscheide, Rebalancing). Wir bewirtschaften die Vermögensanlagen aktiv und sind stark in der Auswahl der Produkte im Bereich Immobilien und alternative Anlagen involviert. Dafür stehe ich in regelmässigem Austausch mit unseren Asset-Managern. Ich bringe auch gerne neue Ideen in die Anlagekommission ein. Zudem bin ich durchschnittlich einmal pro Woche an Weiterbildungen und Informationsveranstaltungen oder besuche Vermögensverwalter.

Analysieren und entscheiden gehören bei der Rega zu den Hauptaufgaben – in der Einsatzzentrale genauso wie beim Führen der Pensionskasse.

Was mögen Sie an Ihrem Job besonders?

Das breite Aufgabengebiet. So war ich zum Beispiel auch in den Kauf unserer drei neuen Ambulanzjets bei der Rega involviert: Ich habe Preisverhandlungen geführt, Zahlungspläne erstellt und die Fremdwährungsbeschaffung organisiert. Zudem berate ich unsere Mitarbeitenden zu ihren persönlichen Finanz- und Vorsorgethemen. Sie wissen, wenn sie Fragen zu einer Hypothek oder ihrer (Teil-)Pensionierung haben, erhalten sie von mir unabhängigen Rat. Das Soziale ist mir wichtig.

Dann sind Sie bei der Personalvorsorgestiftung der Rega ja genau richtig. Wie wichtig ist es Ihnen, für ein Unternehmen zu arbeiten, das Gutes tut?

Sehr wichtig. Ich bin stolz, bei der Rega arbeiten zu dürfen. Und das Gefühl teile ich mit vielen Mitarbeitenden hier. Die Piloten, Rettungssanitäter, Flugärzte und das Bodenpersonal leisten gemeinsam einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft. Mein Job ist es, diesen Leuten eine gute Altersvorsorge zu sichern.

Die Swisscanto Anlagestiftungen unterstützen Sie dabei. Seit wann arbeiten Sie zusammen?

Die Partnerschaft besteht seit Jahrzehnten. Wir setzen verschiedene Produkte von Swisscanto ein.

Was hat sich in den letzten Jahren anlagetechnisch bei der Personalvorsorgestiftung der Rega verändert?

Wir haben in den letzten Jahren deutliche Verschiebungen vorgenommen und unsere Anlagestrategie aufgrund des sich verändernden Zinsumfeldes frühzeitig und laufend angepasst. Unter anderem haben wir unsere CHF-Obligationen-Quote auf unter 10 Prozent gesetzt und die alternativen Anlagen auf 20 Prozent erhöht. Alle Veränderungen müssen zum Gesamtkonzept passen und auf die Renditeerwartungen abgestimmt sein. Das ist ein wichtiges Anliegen des Stiftungsrates.

Wie setzt sich der Stiftungsrat der Personalvorsorgestiftung zusammen?

Paritätisch aus vier Personen: zwei Arbeitnehmer- und zwei Arbeitgebervertretern. Die Arbeitnehmer sind mit je einem Vertreter des Bodenpersonals und des fliegenden Personals vertreten. Die Stiftungsräte werden alternierend für eine Amtsperiode von vier Jahren gewählt.

Roger Mohr, Geschäftsführer der Personalvorsorgestiftung und des Wohlfahrtsfonds der Rega.

Wohin bewegt sich die Rega-Pensionskasse in den nächsten Jahren?

Das Ziel ist es, wenig zwischen Aktiven und Rentnern umzuverteilen. Aus unserer finanziellen Stärke heraus war das bisher auch nicht nötig. Zurzeit prüfen wir, ob wir von Perioden- auf Generationen­tafeln wechseln, um unsere Kasse auf die Langlebigkeit einzustellen und den technischen Zinssatz bei 2 Prozent beibehalten zu können. Die grössten Herausforderungen liegen in den rekordtiefen Aussichten hinsichtlich der künftigen Renditeerwartungen und darin, den Deckungsgrad langfristig auf dem gegenwärtigen Niveau von 120 Prozent halten zu können.

Gestatten Sie uns zum Schluss eine private Frage: Was tun Sie, um nach einem intensiven Arbeitstag abzuschalten?

Ich treffe Freunde und koche gern für sie und meine Familie. Dabei achte ich auf eine gesunde Ernährung und kaufe regionale Bio-Produkte. Ausserdem bin ich oft in der Natur unterwegs, am Biken, Joggen und im Winter beim Langlauf und Skifahren.

Beim Skifahren? Ist Ihnen das nicht zu gefährlich, nach allem, was Sie hier mitbekommen?

Ich fahre bewusster als früher. Da hat mich meine Tätigkeit bei der Rega schon sensibilisiert. Gerade an Winterwochenenden, an denen die Pisten (über)voll sind, bleibe ich lieber im Tal. Oder ich gehe Langlaufen.

Sicher ein guter Entscheid. Vielen Dank für das spannende Gespräch, Herr Mohr.

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