«Ich bin der Hüter des Grals!»

Für Marcel Rumo, Geschäftsführer der Vorsorgestiftung Sparen 3 und der Freizügigkeitsstiftung der Zürcher Kantonalbank, ist Vorsorge ein Kernthema. So will er junge Schweizer für das Thema interessieren und politische Veränderungen anstossen. Ausserdem reden wir über kreative Bezugsgründe, Wein aus dem Aargau und die korrekte Aussprache seines Nachnamens.

Herr Rumo, sind die Schweizer gute Vorsorger?

Die Schweiz hat heute eines der besten Vorsorgesysteme weltweit. Schaut man sich aber die Sparquote der Schweizer an, dann liegt diese im Schnitt bei 10%. Es gibt also durchaus noch Potenzial nach oben.

Woran liegt das?

Das hat unterschiedliche Gründe. Aber eine Erklärung ist sicher, dass Erwerbstätige in der Tendenz erst dann anfangen in die 3. Säule einzuzahlen, wenn sie gut verdienen und nachdem sie sich die ersten persönlichen Wünsche erfüllt haben. Und das beginnt meist erst mit Mitte 30. Die Lücke aus den beruflichen Anfangsjahren, bei Teilzeitarbeit oder Familienzeit lässt sich nur schwer schliessen.

Mit den beiden Stiftungen, die Sie führen, sind Sie auch im Verein Vorsorge Schweiz vertreten. Was sind Ihre Anliegen?

Der Verein gibt den Stiftungen der Säule 3a und der Freizügigkeit, welche inzwischen über CHF 130 Mrd. Kapital vereinen, eine eigene Stimme. Eines unserer Ziele ist es, bei Behördenvertretern und in der Politik Verständnis für Nachzahlungsmöglichkeiten zu schaffen, damit Arbeitnehmende ihre Vorsorgesituation nachträglich verbessern können. Der Verein pflegt auch den fachlichen Austausch mit anderen Vorsorgeverbänden, der Wirtschaft und den Medien.

Marcel Rumo im Gespräch mit Sonja Spichtig.

Wie arbeiten Sie und Ihre Stiftungen mit den Swisscanto Anlagestiftungen zusammen?

Die Swisscanto Anlagestiftung ist für uns ein wichtiger Partner für Anlageprodukte. Der ausgewiesene langjährige Erfolg der verschiedenen Anlagegruppen schafft Vertrauen und ist letztlich die Grundlage für eine positive Vermögensentwicklung unserer Kundinnen und Kunden, besonders im heutigen Umfeld, wo die Zinsen sehr tief sind. Gerade in der Vorsorge darf der dritte Beitragszahler, der Finanzmarkt, nicht unterschätzt werden. Dies ist auch der Grund dafür, dass wir bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen, nicht nur privat die Vorsorge zu stärken, sondern auch die bis zur Pensionierung gebundenen Vermögen in Wertschriften zu investieren.

Mit Ihren Stiftungen sind Sie nah beim Kunden. Was bieten diese genau?

Mit der Vorsorgestiftung Sparen 3 können erwerbstätige Personen ab 18 Jahren steuerbegünstigt sparen. Die Freizügigkeitsstiftung ist ein Auffanggefäss für Personen, die für eine gewisse Zeit aus dem Berufsleben aussteigen. Für beide Stiftungen arbeite ich seit zehn Jahren. Die ersten sechs war ich Stiftungsrat. Seit 2015 bin ich deren Geschäftsführer.

Was sind Ihre Aufgaben?

Ich bin der Hüter des Grals! (lacht) Nein, im Ernst, meine Hauptaufgabe ist die Verwaltung der beiden Stiftungen. Das mag vielleicht etwas langweilig tönen, ist aber äusserst vielseitig. So kümmere ich mich nicht nur um die fachlichen Vorgaben und das Reporting, sondern pflege den Kontakt mit verschiedenen Anspruchsgruppen, bin strategisch wie operativ tätig und führe zwei Teams.

Wie muss man sich einen typischen Arbeitstag von Ihnen vorstellen?

Einen typischen Tag gibt es nicht. Zum Glück. Ich folge auch keinem festen Plan, sondern gestalte jeden Tag neu. Mein erster Gang führt mich jedoch fast immer zu meinen Mitarbeitenden. Wir sind ein gutes Team und es macht Spass, mit motivierten Menschen ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Oft gibt es den einen oder anderen Spezialfall zu besprechen. Dann tausche ich mich mit dem Vertrieb aus. Hin und wieder kommt es auch vor, dass ein Kundenbetreuer vom Schalter direkt zu mir durchgestellt wird, wenn alle anderen Leitungen besetzt sind. Dann beantworte ich seine Frage sehr gern. Ich habe also durchaus noch einen Draht zum Kunden. Und das finde ich sehr bereichernd.

Ist es diese Vielseitigkeit, die Ihren Beruf so spannend macht?

Auf jeden Fall. Auch die Spezialfälle reizen mich. So müssen wir oft von Fall zu Fall entscheiden, ob ein Unternehmer Geld aus seinem Freizügigkeitsvermögen für eine betriebliche Investition beziehen kann. Seit das Bundesgericht ein Raufuttersilo für einen Bauern als Bezugsgrund genehmigt hat, existiert ein Graubereich. Einige Kunden haben seither das Gefühl, sie könnten schnell und einfach Geld aus ihrer Vorsorge für Investitionen beziehen.

Welche «Bezugsgründe» sind Ihnen da schon so untergekommen?

Auf diese Frage kann ich Ihnen aus Vertraulichkeit keine konkrete Antwort geben. Aber so viel möchte ich verraten: Die Fantasie darf hier in allen Farben blühen, wie ein bunter Frühlingsstrauss. Letztendlich muss die Investition buchhalterisch zum Anlagevermögen zählen. Dann gehen wir in den meisten Fällen mit.

Eine grosse Kunst in der Vorsorge besteht darin, junge Menschen für das Thema zu gewinnen.

Wie sind Sie eigentlich zur Zürcher Kantonalbank gekommen?

Wie die Jungfrau zum Kinde (lacht). Ich stamme aus der Region Baden. Da war ABB der grösste Arbeitgeber. Jeder, der dort arbeiten durfte, tat es mit Stolz. Eine Ausbildung zum Elektromechaniker lag also nahe. In dieser Zeit habe ich sogar an der Lokomotive der Bahn 2000 eigenhändig mitgeschraubt. Danach war eigentlich der Bachelor in Ingenieurswesen geplant. Ich habe mich aber umentschieden und Wirtschaft an der damaligen HWV studiert. Meine Diplomarbeit schrieb ich dann bei der Zürcher Kantonalbank.

Und da sind Sie noch heute!

Genau. Ich mag die Art der Projektarbeit bei der Zürcher Kantonalbank. Damals habe ich im Accounting angefangen und daran mitgewirkt, ein System aus den 70er Jahren abzulösen und in eine moderne IT-Plattform für die Kundenkontoführung zu überführen. Ich habe zehn Jahre an diesem Projekt mitgearbeitet, 2007 habe ich in diesem Zusammenhang eine operative Bereichsleitung übernommen.

Seit vier Jahren sind Sie Geschäftsführer der Vorsorgestiftung Sparen 3 und der Freizügigkeitsstiftung der Zürcher Kantonalbank. Was wollen Sie in den nächsten vier Jahren erreichen?

Ich will die Vorsorge zum Kernthema machen. Denn letztendlich ist alles Vorsorge. Ausserdem will ich vor allem junge Menschen dazu bewegen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und in die 3. Säule einzuzahlen. Den Dialog haben wir gestartet. Mit einer persönlichen Beratung durch junge Berater, die die Zielgruppe in ihrer Sprache und mit den richtigen Argumenten ansprechen. Der Erfolg ist überdurchschnittlich hoch. Das stimmt mich optimistisch.

«Letztendlich ist alles Vorsorge», meint Marcel Rumo. Er möchte das Thema noch zentraler positionieren.

Und privat?

Auch da habe ich viele Pläne und möchte etwas bewegen. Ich bin zum Beispiel Stiftungsrat in einem Kinderheim und im Vorstand einer Musikschule. Da gibt es immer viel zu tun. Und ein grosses privates Ziel ist ein erster Auslandsflug als Privatpilot. Die Lizenz hätte ich, aber im Ausland ist das Fliegen wegen des Funkverkehrs und der Navigation anspruchsvoller, daher habe ich es mir bislang noch nicht zugetraut.

Nach Frankreich zu fliegen wäre ja ein Anfang.

Ja, Frankreich wäre naheliegend. Nicht nur geografisch, auch persönlich. Mein Vater stammt aus Fribourg. Deshalb spreche ich meinen Nachnamen auch französisch aus. Meine Eltern haben darauf immer sehr viel Wert gelegt, obwohl ich deutschsprachig aufgewachsen bin. Ich liebe die französische Sprache, auch wenn ich sie gern noch besser beherrschen würde.

Dann sind Sie sicher auch ein Weinliebhaber?

Genau. Ich trinke aber nicht nur gern Wein, sondern stelle ihn auch selbst her. Meine Familie besitzt einen Rebberg mit 450 Stöcken. Allerdings nicht in Frankreich, sondern im Aargau. Hier verbringen wir viel Zeit im Frühjahr und im Herbst.

Das tönt auch nach viel Arbeit.

Durchaus, aber es ist eine sehr schöne Arbeit, die ich mir mit meiner Familie teile, und ein toller Ausgleich zum Alltag im Büro. Im Winter trifft man mich dann beim Ski- und Snowboardfahren. Sie sehen, ich mag die Abwechslung – im Job genauso wie in meiner Freizeit.

Das perfekte Fazit für dieses interessante Gespräch. Vielen Dank dafür.

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