«Ich arbeite gerne auf der grünen Wiese»

Bis er vor knapp sechs Jahren die Seiten wechselte und die Geschäftsführung der Pensionskasse Schaffhausen übernahm, war Oliver Diethelm als Wirtschaftsprüfer im Bereich Vorsorge und Versicherungen tätig. Seinen analytischen Blick hat er sich bewahrt. Wie er diesen nutzt und warum man ihn in seiner Freizeit entweder auf dem Fussballplatz oder in der Beiz antrifft, erzählt er uns im Gespräch.

Herr Diethelm, gibt es einen Unterschied zwischen einer öffentlich-rechtlichen Pensionskasse und der Pensionskasse eines privaten Unternehmens?

Bevor ich zur Pensionskasse Schaffhausen kam, hätte ich gedacht, der Job wäre politischer. Das ist aber ganz und gar nicht der Fall. Organisatorisch unterscheidet uns eigentlich nichts von privatrechtlichen Pensionskassen. Eine Besonderheit ist vielleicht, dass die Arbeitgebervertreter vom Regierungsrat und die Arbeitnehmervertreter von Delegierten gewählt werden. Aber auf unsere tägliche Arbeit hat das keinen Einfluss.

Ihre Versicherten sind die Angestellten der Gemeinden im Kanton Schaffhausen. Ist das richtig?

Unserer Pensionskasse sind 63 Arbeitgeber angeschlossen. Zu ihnen gehören der Kanton selbst, die Stadt, Gemeinden, Schulen und Spitäler sowie das Elektrizitätswerk, aber auch die Kantonalbank und verschiedene Stiftungen. Die Vorgabe lautet: Die Unternehmen müssen einen öffentlich-rechtlichen Bezug haben, also eine öffentliche Dienstleistung erbringen, gemeinnützig oder im Besitz des Kantons sein. Dann können sie sich unserer Kasse anschliessen. Wir sind also eine «Gemeinschaftsstiftung», nicht zu verwechseln mit einer Sammelstiftung.

Die Pensionskasse Schaffhausen gehört zu den grösseren Kassen schweizweit. Ist Ihre Arbeit dadurch komplexer?

Nein. Von der Organisation her sind wir eher ein KMU. Und zwar ein schlank aufgestelltes – mit neun Mitarbeitenden. Obwohl es natürlich um grosse Zahlen geht. Unsere Bilanzsumme liegt bei gut 2.9 Milliarden Franken.

Oliver Diethelm spricht mit Sonja Spichtig über die Schweizer Vorsorge, aber auch über Fussball.

Sie sind Geschäftsführer dieses «KMUs». Wie sind Sie zu dieser Position gekommen?

Durch meine Frau! Sie hat das Inserat zufällig gesehen und mich gefragt: Wäre das nicht was für dich? (lacht) Bis dahin war ich als Wirtschaftsprüfer bei KPMG und Ernst & Young ebenfalls im Bereich Vorsorge unterwegs. Und mit unterwegs meine ich tatsächlich, mal hier mal da. Für mich war es an der Zeit, die Seiten zu wechseln in einen Job, der mehr Gestaltungsmöglichkeiten zulässt und auch näher bei meiner Familie ist.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Meistens bin ich zwischen sieben und halb acht da. Dann checke ich meine Mails und die anstehenden Termine für den Tag. Meine Aufgaben als Geschäftsführer sind naturgemäss sehr breit gefächert. So kümmere ich mich um Anlagen genauso wie um die Versicherungsadministration, Personalfragen und Themen rund um unsere IT oder die Erstellung unseres Geschäftsberichts. Dieser ist ein zentraler Bestandteil unserer Kommunikation nach aussen, welche mir sehr wichtig ist.

Das sieht man, auch die Website der Pensionskasse Schaffhausen kommt sehr frisch und modern daher!

Vor meinem Stellenantritt hat die Organisation ganz anders ausgesehen. Mit der Teilrevision des Bundesgesetzes über die berufliche Alters-, Hinterlassenen und Invalidenvorsorge 2014 sind die öffentlich-rechtlichen Kassen den privatrechtlichen gleichgestellt worden. Mit der Verselbständigung der PKSH wurde die Position des Geschäftsführers geschaffen. Da hatte ich zu meinem Start also sozusagen eine grüne Wiese, was definitiv seinen Reiz hatte für mich. Ich konnte hier viel bewegen – angefangen vom Auftritt über den Service bis hin zur IT.

Oliver Diethelm konnte seit seinem Stellenantritt bei der Pensionskasse Schaffhausen viel bewegen – Stillstand ist deshalb aber noch lange nicht angesagt.

Kein Wunder, als Wirtschaftsprüfer haben Sie über Jahre Firmen beraten.

Das stimmt. Der analytische Blick hat mir auch hier geholfen. Als Erstes habe ich eine Mitarbeiterin für die Finanzen eingestellt. Dann kam unser Auftritt dran. Dieser wurde überarbeitet und modernisiert – von der Website über den Geschäftsbericht bis zu den einzelnen Merkblättern. Parallel haben wir auch unser Archiv digitalisiert. Und seit Kurzem können unsere Versicherten auch wieder Hypotheken direkt bei uns abschliessen.

Da haben Sie eine Menge erreicht. Wird Ihnen jetzt schon langsam langweilig?

Ganz und gar nicht. Gerade in der IT gibt es noch viel zu tun. Schon bald wollen wir online Simulationslösungen für unsere Versicherten anbieten. Sie sollen von extern auf ihre Daten zugreifen und beispielsweise einen Planwechsel, eine Frühpensionierung oder einen Einkauf simulieren können. Auch an einer Arbeitgeberanbindung arbeiten wir. Zudem können Mutationen bald online gemeldet werden.

Die Digitalisierung sorgt also auch bei Ihnen für Veränderungen. Ihre Geschäftsbeziehung zu den Swisscanto Anlagestiftungen besteht jedoch schon seit vielen Jahren.

Ja, die Zusammenarbeit ist historisch gewachsen und hat sich bewährt. Wir sind mit den Swisscanto Produkten sehr zufrieden – auch mit der Betreuung.

Handeln statt politisieren – das ist Olivers Wunsch für die Zukunft der Schweizer Vorsorge.

Und welchen Herausforderungen stellen Sie sich in der Freizeit?

Ich bin oft auf dem Fussballplatz anzutreffen.

Spielen Sie aktiv?

Ja, bei den Senioren. Ausserdem bin ich gemeinsam mit meiner Frau im Vorstand des FC Ellikon/Marthalen und kümmere mich da um die Finanzen, suche Trainer oder stelle Spielpläne zusammen. Zweimal pro Woche trainiere ich die E-Junioren. Und auch unsere beiden Söhne sind begeisterte Fussballspieler.

Eine Fussballerfamilie also!

Und eine Beizerfamilie! Einen weiteren Teil meiner Freizeit investiere ich in unser Dorfleben. Vor einiger Zeit habe ich zusammen mit weiteren Genossenschaftern eine geschichtsträchtige, aber brachliegende Liegenschaft in Marthalen gekauft und umgebaut. Seit diesem März ist das Restaurant Stube nun wieder in Betrieb. Das freut mich sehr, wir haben dort schon viele gemütliche Stunden mit Familie und Freunden verbracht.

Ein toller Einsatz für die Gemeinschaft! Finden Sie bei dem Programm überhaupt noch Zeit für Erholung? Fürs Reisen oder Lesen?

Für Familienreisen nehmen wir uns immer Zeit. In Kürze planen wir eine Woche im Welschland. Und im Juli geht es nach New York und Florida. Vielleicht komme ich da auch mal ein wenig zum Lesen. Allerdings nehme ich mir dann lieber einige Personalvorsorge-Hefte mit als einen Roman. (lacht)

Womit wir wieder beim fachlichen Teil unseres Gesprächs wären. Wo sehen Sie die Herausforderungen in der Vorsorgelandschaft Schweiz?

Mein Wunsch wäre es, die Ideologie ein Stück weit aus dem Thema zu nehmen und das Ganze zu entpolitisieren. Es ist doch so: Die Parameter sind bekannt. Jetzt gilt es, auch danach zu handeln. Unter anderem den Umwandlungssatz dahin zu kriegen, wo er realistischerweise auch sein muss. Es müssen dringend Reformen durchgebracht und umgesetzt werden. Ich finde es schade, dass der solidarische Gedanke der Altersvorsorge immer mehr in den Hintergrund rückt – zugunsten der Individualisierung.

Ein Thema, über das wir noch stundenlang diskutieren könnten. Doch jetzt bedanken wir uns erst einmal für Ihre Zeit und das interessante Gespräch.

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