Swisscanto Anlagestiftung | Swisscanto Anlagestiftung Avant | Geschäftsbericht 2021/2022

Swisscanto Anlagestiftungen – Geschäftsbericht 2021/2022 10 Darüber hinaus befeuerte der Anstieg der Rohstoffpreise die Inflationsraten weltweit und verlangte ein abermals dezidierteres Handeln der Notenbanken. Die Folge davon war ein weltweiter Zerfall der Vermögenspreise. Der globale Aktienmarktindex sank im ersten Halbjahr um rund 20%. Der Anstieg der kurz- und langfristigen Zinsen in Folge der Erwartungen an eine straffere Geldpolitik resultierte wiederum in hohen Verlusten an den Obligationenmärkten. Ausblick 2022/2023 Rezession steht vor der Tür Die forsche Vorgehensweise der Zentralbanken zeigt Wirkung. Die Inflationserwartungen haben ihren Zenit im Juni erreicht und der seither zu beobachtende Rückgang ist Zeugnis davon, dass die Zentralbanken bisher ihre Glaubwürdigkeit in Bezug auf die Preisstabilität trotz anhaltend hoher Inflationsraten bewahren konnten. Der Preis für diese Glaubwürdigkeit kommt in Form eines deutlichen konjunkturellen Abschwungs. Nach offiziellen Angaben befand sich die USA bereits im ersten Halbjahr in einer technischen Rezession, weil das Bruttoinlandsprodukt im ersten wie auch im zweiten Quartal schrumpfte. Und die Aussichten haben sich seither weiter verdüstert. Vorlaufindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes deuten auf eine bestenfalls stagnierende US-Wirtschaft hin und die seit Wochen inverse Zinskurve lässt darauf schliessen, dass der wirtschaftliche Abschwung in den USA noch nicht beendet ist. Entsprechend markant ist der Renditerückgang der zehnjährigen Staatsanleihen ausgefallen. Seit dem Höhepunkt Mitte Juni, als die US-Renditen bei 3,5% notierten, sind sie um rund einen Prozentpunkt gefallen. Auch in Europa bleiben die Rezessionsrisiken erhöht. Sollten die Erdgaslieferungen Russlands bis zum Winterbeginn weiterhin nur teilweise erfolgen oder gar weiter reduziert werden, ist eine Rezession unausweichlich, zumal die gasabhängige Industrie dazu gezwungen werden würde, ihre Produktion zu drosseln. Der positive Aspekt der schwachen Konjunkturdynamik ist die Hoffnung, dass dadurch die Inflation in den nächsten Monaten zu sinken beginnt. Einerseits dürften die Rohstoffpreise im Zuge der konjunkturellen Abkühlung ihren Höhepunkt bereits überschritten haben und andererseits wird eine wirtschaftliche Stagnation aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer zunehmenden Arbeitslosigkeit einhergehen. Dies sollte dem Lohndruck im nächsten Jahr entgegenwirken und so die Lohn-Preis-Spirale brechen. Marktentwicklung Rückblick: 2. Halbjahr 2021 und 1. Halbjahr 2022 Konjunktur auf dem Zenit und wachsender Inflationsdruck Die zweite Jahreshälfte 2021 verlief aus pandemischer und damit auch wirtschaftlicher Sicht äusserst volatil. Insgesamt überwog die positive Stimmung und dank der Grundimmunisierung von weiten Teilen der Bevölkerung fielen die Eindämmungsmassnahmen im Winter weniger drastisch aus als noch im Jahr 2020. Entsprechend fulminant entwickelte sich das Wirtschaftswachstum: Über das gesamte Jahr 2021 hinweg betrachtet stieg das Bruttoinlandsprodukt in den USA und Europa deutlich über 5% an. Der Wiedereröffnungseffekt in Kombination mit einer grosszügigen Fiskal- und Geldpolitik entfaltete seine volle Wirkung. Die Kehrseite davon waren ein wachsendes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem globalen Gütermarkt und zunehmende Versorgungsengpässe: Diese erwiesen sich im globalen Handels- und Logistiksystem als äusserst hartnäckig, zumal die chinesische Regierung an ihrer Zero-Covid-Politik festhielt und deshalb einige grosse Frachthäfen Chinas temporär ausser Betrieb genommen wurden. Die Preise für Güter, Rohstoffe und Transport legten auf hohem Niveau weiter zu. Die dadurch angefeuerte Inflation wurde von der Mehrheit der Ökonomen, Politiker, Währungshüter und auch von den Finanzmärkten als temporäres Phänomen abgestempelt. Vor diesem Hintergrund setzten die Aktienmärkte ihre Kursrally bis Ende Jahr fort. Die Renditen der langfristigen Staatsanleihen tendierten seitwärts. Straffung der Geldpolitik und Ukrainekrieg Das erste Halbjahr 2022 wird als eine der anspruchsvollsten Phasen für Notenbanken und Finanzmärkte in die Annalen eingehen. Mit dem Aufkommen der hochansteckenden Virusvariante Omikron Anfang 2022 trübten sich die Konjunkturaussichten bereits frühzeitig ein. Zudem mussten die Geldpolitiker in den Industrieländern feststellen, dass die Inflation einerseits persistenter ist als ursprünglich angenommen und sie andererseits nicht einzig in Versorgungsengpässen gründet. In den darauffolgenden Monaten stellten die Währungshüter – allen voran das US-Fed - einen immer steiler werdenden Straffungspfad ihres Leitzinses in Aussicht. Derweil trübte sich der konjunkturelle Ausblick in Europa mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine nochmals markant ein. Trotz Bemühungen der EU-Länder, ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland zu verringern, sind einige Nationen weiterhin auf russische Erdgaslieferungen angewiesen.

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