«Es ist an der Zeit, Platz zu machen.»

Sein Alphorn hat Ueli Manser, Direktor der Appenzeller Kantonalbank, immer im Auto dabei. Ein Glück für alle Anwesenden der Anlegerversammlung in Zug. Auf vielfachen Wunsch gab der scheidende Stiftungsrat zwei Stücke zum Besten. Nach elf Jahren legt Manser sein Amt nieder, um Platz zu machen für «frische Gedanken», wie er selbst sagt. Was er seinem Nachfolger rät und woran er sich noch lange erinnern wird, erzählt der Appenzeller im Interview.

Herr Manser, Sie waren elf Jahre als Stiftungsrat für die Swisscanto Anlagestiftungen tätig. Wie haben Sie die Zeit erlebt?

Die elf Jahre als Stiftungsrat waren für mich sehr spannend und intensiv. Als ehemaliger Treuhandexperte bin ich sehr detailorientiert und als CEO einer Bank habe ich stets das grosse Ganze im Blick. Diese beiden Facetten habe ich versucht, in meine Arbeit für die Swisscanto Anlagestiftungen einzubringen.

Was waren Ihre Aufgaben ganz konkret?

Klassische Ressorts gibt es im Stiftungsrat nicht. Trotzdem verfügen natürlich alle Stiftungsräte über Spezialwissen. Ich komme aus dem KMU- und Finanzierungsbereich und habe mich daher bei Investitionsentscheiden besonders eingebracht.

Ueli Manser im Gespräch mit Sonja Spichtig. Als Stiftungsrat konnte er sich in wichtige Einkaufsentscheide im Immobilienbereich einbringen.

Wie?

Mit vielen kritischen Fragen an die Entscheidungsträger und meinen bisherigen Berufserfahrungen. Der wohlwollende Umgang innerhalb des Stiftungsrates liess auch kritische und zugleich offene und konstruktive Diskussionen zu, um gute Lösungen und Entscheide zu erarbeiten.

Was konnten Sie als Stiftungsrat bewegen?

Ich konnte mich in wichtige Einkaufsentscheide im Immobilienbereich einbringen. Ein weiteres zentrales Thema in meiner Amtszeit war der Verkauf von Swisscanto an die Zürcher Kantonalbank vor vier Jahren. Da wurde kontrovers und lösungsorientiert diskutiert: Wie ist das Setup? Wie sind die Verantwortlichkeiten? Was ist der Auftrag? Eine sehr spannende Zeit. Ich bin überzeugt, dass die unabhängigen Swisscanto Anlagestiftungen gut aufgestellt sind und mit ihren vielen verschiedenen Anlagegefässen für die Pensionskassen sehr gute Anlagemöglichkeiten bieten.

Eine Zeit, an die Sie sich wahrscheinlich immer erinnern werden. Was nehmen Sie noch mit?

Ich werde mich an vieles gerne erinnern. Höhepunkte waren die Strategieworkshops. Diese fanden – genau wie die Stiftungsratssitzungen – für gewöhnlich in Zürich statt. Dafür habe ich das kleine Appenzell immer wieder gerne für ein, zwei Tage verlassen. Mein persönliches Highlight war, als ich meine sieben Kolleginnen und Kollegen für eine Sitzung nach Appenzell eingeladen habe. Nach unserer Sitzung gab es einen Zmittag im bekannten Berggasthaus Äscher mit anschliessender Wanderung. Bei dieser Gelegenheit ging es für einmal nicht nur um Anlagestrategien, sondern wir konnten auch über die Familie und Hobbys sprechen und uns so privat ein bisschen besser kennenlernen.

Das klingt nicht so, als wären Sie Ihrer Tätigkeit als Stiftungsrat überdrüssig. Warum hören Sie auf?

Nach elf Jahren habe ich viel gesehen. Das eine oder andere beginnt sich zu wiederholen und dann fragt man sich: Kann ich noch genug neuen Input geben? Oder ist es an der Zeit, Platz zu machen für jemanden, der mit frischen Gedanken an die Sache herangeht? Ich habe die zweite Frage für mich mit Ja beantwortet.

Die elf Jahre als Stiftungsrat waren für Ueli Manser sehr spannend und intensiv.

Was werden Sie vermissen?

Ganz sicher meine Kolleginnen und Kollegen, die ich nun nicht mehr so regelmässig sehen werde. Das sind Menschen, die ich während all dieser Jahre schätzen gelernt habe. Und natürlich die Einblicke in die spannende Anlagewelt mit ihren unterschiedlichen Anlagegefässen.

Wenn Sie Ihrem Nachfolger oder Ihrer Nachfolgerin einen Tipp geben könnten, welcher wäre das?

Aktiv und kontrovers mitdiskutieren. Das spannende Umfeld geniessen und mit Freude an die Sache herangehen.

Wie viel Zeit hat Ihr Amt als Stiftungsrat in Anspruch genommen?

Alles in allem etwa zwei Wochen im Jahr. An acht Tagen haben wir uns zum Strategieworkshop, Stiftungsratssitzungen und der Anlegerversammlung getroffen. Dazu kommen noch drei oder vier Tage Vorbereitung. Doch bevor Sie mich jetzt fragen, was ich mit der neu gewonnenen Zeit anfange: Sie ist bereits mehr als verplant.

Darauf wollte ich tatsächlich hinaus. Wofür nutzen Sie denn die Zeit?

Direkt nachdem ich mich entschieden hatte, mein Amt als Stiftungsrat niederzulegen, wurde ich gefragt, ob ich Mitglied des Verwaltungsrats bei der Pfandbriefzentrale der schweizerischen Kantonalbanken werden will. Nach kurzem Überlegen habe ich zugesagt. Die Aussicht, auch in diesem Gremium kleinere Kantonalbanken zu vertreten, gefällt mir. Das wird meine neue Aufgabe sein, neben meinem Hauptberuf als Geschäftsführer der Appenzeller Kantonalbank natürlich.

Wie sieht da Ihr Arbeitsalltag aus?

Mit 97 Mitarbeitenden sind wir keine ganz kleine, aber sicher auch nicht die grösste Bank. Daher bin ich in alle Bereiche involviert, was meine Arbeit vielseitig und spannend macht. Ich bereite Bankratssitzungen vor, leite die wöchentlichen GL-Sitzungen, plausibilisiere Risikoberichte, führe Gespräche mit Bewerberinnen und Bewerbern, repräsentiere die Appenzeller Kantonalbank an vielen Firmen- sowie Kundenanlässen und bringe meine Ideen in die Marketingplanung ein. Ich lerne immer wieder Neues. Ein Aspekt, der mir auch an meiner Tätigkeit als Stiftungsrat gefallen hat.

Und den Feierabend nutzen Sie zur Entspannung?

Nicht unbedingt. Ich lerne gern und mache Aktiverholung. Deshalb habe ich mich mit 50 Jahren entschieden, Alphorn spielen zu lernen. In meinen Zwanzigern habe ich Trompete gespielt, das bot mir eine gute Grundlage für dieses neue Instrument. Doch das Alphorn ist schon noch mal etwas anderes. Am Wochenende ziehe ich gern mit meinem Alphorn in aller Früh in die Berge. Letztens habe ich am Seealpsee morgens um 7 Uhr drei Stücke gespielt, das war Erholung pur! Ansonsten geniesse ich die Zeit mit meiner Familie. Im Winter geht es statt zum Wandern zum Skifahren, unter anderem im Skigebiet Ebenalp.

Ueli Manser mit seinem Alphorn am Zugersee.

Erlauben Sie uns noch eine Frage zum Schluss: Was müsste aus Ihrer Sicht für eine langfristig stabile Vorsorge getan werden?

Man müsste sich fragen, was beim letzten Paket die nicht mehrheitsfähigen Kriterien waren und diese anpassen, um sie in beiden Kammern und an der Urne durchzubringen. Der Umwandlungssatz im obligatorischen Bereich muss dringend korrigiert werden. Noch einmal Anlauf nehmen, das wäre mein Vorschlag.

Danke für das spannende Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

 
 

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